Ich hatte den Weg verloren
Eines Tages kam ein ungefähr 50-jähriger Mann zu mir in die Beratungsstelle. Er war verheiratet und hatte eine feste Arbeit. Es stellte sich heraus, dass er fast vollständig den Überblick über seine finanziellen Verhältnisse verloren hatte. Die Wohnung war wegen Mietschulden bereits gekündigt, die Zwangsräumung stand bevor. Außerdem hatte er auch noch bei mehreren anderen Gläubigern Schulden. Er war sehr verzweifelt und suchte bei der Schuldnerberatung Hilfe und Unterstützung.
Nachdem ich einen Überblick über seine finanzielle und soziale Situation gewonnen hatte, fing die Arbeit an. Zunächst wurden eine leistbare Rate mit dem Anwalt des Vermieters vereinbart und die anderen Gläubiger wegen einer akutellen Forderungsaufstellung angeschrieben. Auch ein Haushaltsplan wurde gemacht.
Zum Schluss der etwa sechsmonatigen Beratung konnte er sein Mietverhältnis sichern und angemessene Zahlungen vereinbaren. Die größte Last war damit von seinen Schultern genommen. Eines Tages sagte er zu mir: "Sie haben mir den Weg gewiesen, ich hatte ihn verloren. Alles ging kreuz und quer und jetzt kann ich wieder besser schlafen."
Das war auch für mich eine große Freude und zeigte mir, dass unsere Beratungsarbeit erfolgreich sein kann - zum Wohle der Menschen. Vieles ist in dieser Beratung möglich geworden, weil dieser Mann guten Willen hatte, mitgearbeitet und mir vertraut hat. Das gibt wieder Auftrieb für andere Beratungen. Nicht immer gelingt der große Durchbruch wie in diesem Fall, aber oft sind es auch kleine Veränderungen, die Menschen weiterhelfen.
Caritasmitarbeiter (54)