Herrieder Caritas- und Sozialgeschichte
Bei der Führung durch Roswitha und Norbert Kresta ging es um Einblicke in die soziale Entwicklung in der 1200-jährigen Geschichte der Stadt.
Zur Zeit Karls des Großem entstand im Jahr 783 das Kloster Herrieden, dessen Mönche nach den Regeln des heiligen Benedikt lebten. Zu den Aufgaben der Ordensbrüder gehörten die Sorge um Arme und Bedürftige, die Pflege Kranker und der Einsatz von Arzneimitteln. Im Jahr 888 wurde das Kloster in ein dem Bischof von Eichstätt unterstelltes Chorherrenstift umgewandelt, das im Rahmen der Säkularisation im Jahr 1806 aufgelöst wurde.
Viele Stiftsherren erwiesen sich als großherzige Förderer des Gemeinwohls. In der Frauenkirche wurde diese wichtige Funktion der geistlichen Herren bei der Grabtafel des Stiftsherrn Sebastian Strobel, der in der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhundert wirkte, aufgezeigt. Strobel, des selbst aus sehr bescheidenen Verhältnissen stammte, richtete Stiftungen für Bedürftige und zur Förderung begabter Schüler ein.
Daneben bestanden in Herrieden zahlreiche weitere Stiftungen, die ein "geschlossenes System der Fürsorge" für in Not geratene Menschen boten. Die Stadtführer betonten, dass der moderne Sozialstaat also keineswegs etwas ganz neues sei. Vielmehr baue unser umfangreiches Sozialsystem zu großen Teilen auf christlichen, kirchlichen Traditionen auf.
Bei der Führung durch die Stadt war auch die ehemalige Aufteilung Herrieden in vier "soziale" Viertel Thema: den Herrenhof der Stiftsherrn, das fürstbischöflich Stadtschloss, den Teil der Handwerker und den Bereich der Kleinbauern und Tagelöhner.
Wichtig für die soziale Geschichte der Stadt war auch das ehemalige Spital und jetzige Seniorenheim St. Marien. Dieses geht auf eine Stiftung der Herren von Thann aus dem 15. Jahrhundert zurück. Erzählt wird, dass der junge Peter von Thann im Leichtsinn den Herrieder Stadthirten erschoss. Als Sühne stiftete die Familie das Spital, ein Segen für Kranke und Gebrechliche, ebenso für Pilger und andere Durchreisende.
Im Briondahaus wurde die Arbeit der Mallersdorfer Schwester Brionda Lobinger, die ab 1930 vierzig Jahre in der ambulanten Pflege tätig war, gewürdigt. Bei jedem Wetter, im Winter und im Sommer war die unermüdliche Krankenschwester auf ihrem Fahrrad unterwegs. Demnächst soll ihr als erster Frau im Neubaugebiet eine Straße gewidmet werden.
Auch über die segensreiche Arbeit der Armen Schulschwestern in Kindergarten und Schule erfuhren die rund 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der Führung, ebenso über die Geschichte der Bader, Wundärzte und Apotheker. Hauptziel der Führung war es, Sozialgeschichte erleb- und greifbar zu machen, was durchaus gelang.